Erfahrungen aus erster Hand
Einfach mal Abstand gewinnen, sich eine Auszeit nehmen oder einen lang gehegten Traum erfüllen – das reizt viele Arbeitnehmer und insbesondere in der Zeit zwischen den Jahren kreisen die Gedanken um genau dieses Thema. Wir von GOODplace haben Patricia (Marketing Manager), Daniel (Software Engineer) und Andrea (Senior Project Manager) getroffen, um Erfahrungen aus erster Hand zu erhalten.
Sabbatical ist nicht gleich Sabbatical
Einen gesetzlichen Anspruch auf ein Sabbatical gibt es bislang noch nicht. Trotzdem bieten viele Arbeitgeber Ihren Mitarbeitern proaktiv und eigeninitiativ die Möglichkeit einer Auszeit vom Job – so auch im Falle von Patricia und Daniel. Eine Betriebsvereinbarung regelte die Vorlaufzeit von 6 Monaten zur Anmeldung des Sabbaticals sowie die Finanzierung durch eine Gehaltsreduktion im Vor- und Nachfeld der Auszeit.
Doch auch wenn Betriebsvereinbarungen oder Regelungen im Unternehmen fehlen, lohnt es, den Arbeitgeber anzusprechen, um individuelle Lösungen zu finden. Denn häufig kommen sie den Mitarbeitern entgegen – ganz wie der von Andrea, der auf ihre Anfrage sehr offen reagierte, sie mit entsprechendem Vorlauf aus laufenden Projekten nahm und ihr einen mehrmonatigen Zeitkorridor für die Rückkehr anbot.
Die Motivation für ein Sabbatical ist so vielfältig wie dessen zeitliche und inhaltliche Ausgestaltung. Viele möchten mehr Zeit mit dem Partner oder der Familie verbringen oder brauchen eine Auszeit von ihrem stressigen Job. Auch die Erweiterung von Sprachkenntnissen in Kombination mit einem Auslandsaufenthalt spielt eine Rolle. Häufig jedoch steht die Erfüllung eines langgehegten Traumes im Vordergrund – wie eine einjährige Weltreise in Kombination mit Praktika im Bereich Walforschung und Delphintherapie bei Andrea (aus der sogar 2 Jahre wurden). Oder ein längerer Auslandsaufenthalt, der bisher noch nicht in die Lebensplanung gepasst hatte, wie im Falle von Daniel und Patricia.
Den eigenen Horizont erweitern
Auch wenn Erholung oder bessere Sprachkenntnisse häufig die Grundmotivation für eine Auszeit darstellen, liegt der hauptsächliche Nutzen in den unterschiedlichen Eindrücken, Erfahrungen und den Learnings, die man daraus zieht. Einblicke in andere Länder, Kulturen und Arbeitsweisen geben neue Impulse und inspirieren zu neuen Herangehensweisen. Eine positivere Grundeinstellung ist nur ein Aspekt der neu gewonnenen Lebenserfahrung.
Insbesondere die Selbstreflektion und das gewachsene Vertrauen in sich selbst und die eigenen Fähigkeiten und Stärken stellen wichtige Benefits dar. So berichtet Andrea von ihrem gesteigerten Selbstbewusstsein in Bezug auf ihre eigene Unabhängigkeit, Ihre Can-do-Mentalität und ihr Durchhaltevermögen. Eigenschaften, die nicht nur für ihren aktuellen Job von Vorteil sind.
Häufig ergeben sich nach einer Auszeit auch neue Möglichkeiten und Perspektiven, wir für Daniel, der seit seiner Rückkehr im Unternehmen neue fachliche Themen und Schwerpunkte bearbeitet, die ihn fordern und Spaß bringen.
Ein Auslandsaufenthalt schärft zudem den Blick auf den eigenen Background. So wurde Patricia beispielsweise bewusst, wie gut es uns in Deutschland geht: „Ich finde es sehr wichtig, dass es etwas gibt, das uns auf den Boden zurückholt, wenn wir am „jammern“ sind.“
Auch für ein Unternehmen bieten sich viele Vorteile – wenn das Arbeitsklima stimmt!
Nicht selten hört man Berichte über Mitarbeiter, die ein Sabbatical nutzen, um sich beruflich neu zu orientieren oder Abstand zu einem Job zu bekommen, mit dem sie unzufrieden sind. Viele Unternehmen stehen daher der Gewährung eines Sabbaticals weiterhin skeptisch gegenüber. Doch je zufriedener der Mitarbeiter im Vorfeld mit seinem Unternehmen und seiner Tätigkeit ist, desto wahrscheinlicher ist ein Erfolg des Sabbaticals - nicht nur für den Mitarbeiter, sondern auch für das Unternehmen selbst.
Denn die vielfältigen Vorteile für Arbeitgeber sind nicht von der Hand zu weisen, das bestätigen auch unsere drei Gesprächsteilnehmer. Durch die Auszeit gewinnen Mitarbeiter an Perspektive und Lebenserfahrung, lernen ihre Stärken kennen, werden selbstbewusster und arbeiten häufig ergebnis- und zielorientierter. Auch von neuen Denkansätzen und dem Blick über den Tellerrand profitieren die Unternehmen.
Nicht zu vernachlässigen ist zudem die Erhöhung der Mitarbeiterbindung und –loyalität und der Motivation, „Vollgas zu geben“. „Wenn Angestellte die Möglichkeit haben, sich ihre Träume zu erfüllen, dann sind sie deutlich ausgeglichener und auch bereit, mehr für das Unternehmen zu geben.“ bestätigt Patricia. Und ergänzt zum Thema Motivation im Job und den Zusammenhang mit einem Sabbatical: „Es geht nicht mehr nur um Arbeitsleistung, sondern auch um das, was Unternehmen den Mitarbeitern geben. In Zeiten von KUNUNU ist Gehalt nicht mehr das Einzige, das Arbeitnehmer anspornt für ein Unternehmen tätig zu sein.“
Jetzt oder nie!
Befragt man Patricia, Andrea und Daniel zu Tipps für alle, die sich für ein Sabbatical interessieren, so erhält man allerlei praktische Tipps: Als Rucksacktourist sollte man immer eine Taschenlampe und ein Schloss dabei haben! Wer auf Reisen ist, der sollte sich auf den Reisemodus einlassen und sich treiben lassen. Ist man offen und flexibel, braucht man nicht einmal einen Reiseführer. Der wichtigsten Tipp jedoch, der kommt bei allen dreien wie aus der Pistole geschossen: Einfach machen! Denn den perfekten Zeitpunkt, den gibt es, wie so oft im Leben, nicht.
Autoren:
Verena Traub bringt Personalkompetenz in das GOODplace Team ein. Innovative HR-Arbeit, Feelgood Management und Generation Y-Recruiting zählen dazu. Wie die Arbeitswelt von Morgen schon heute aussehen kann, fand sie nicht nur spannend – nein, sie will sie direkt mitgestalten.
Alexandra Lübbren analysiert unsere Social Media Arbeit. Ihre Welt sind die Social Media Zahlen und das Monitoring. Wenn ein Thema sie packt, verlässt sie ihre Zahlen und schreibt für den Blog.